Das Warten hat ein Ende. Jetzt ist sie in vollem Gange - Die
Regionaltonwoche 2010 im Mokka in Thun. In fünf Nächten
teilen sich ungefähr 30 sogenannte Newcomerbands und Solisten die
Mokkabühne. Gebucht werden dabei ausschliesslich Musikanten und
Musikantinnen aus Thun und Umgebung - etwa auch bekannt als Berner
Oberland.
Es gibt echte Livemusik, das
ambitionierte Ziel der Veranstalter:
Sieben Minuten Umbaupausen für die Bands - sieben Minuten für
den
Blasen-/Lungen-/Biergang.
Bei meiner gestrigen Ankunft am Ort des Geschehens, wäre ich
beinahe wieder umgekehrt. Vun
drinnen noh drusse klang eine
Männerstimme, welche einen Berndeutschen Song wiedergab, welcher
das Weiss von zweifelhaften Wasservögel mit dem Weiss der
winterlichen Pracht zum Inhalt hatte und welcher angeblich von einem
zweifelhaften Kachelleger aus Oppligen komponiert worden sein soll.
Solche Momente nutze ich gerne, um mir einzureden, dass es "nur
noch besser werden kann" und um die getränketechnischen
Vorkehrungen für den weiteren Verlauf der Nacht zu tätigen.
Erst mal an
die Bar also "Narkose bitte".
Zurück im Stage-Bereich stelle ich fest, dass ich nicht nur die
erste Band verpasst habe, sondern auch die erste Umbaupause. Im Raum
ist es bereits gemessene vierzig Grad Celsius. Das Publikum ist ein
wohlriechender Kinderzoo der
von Red Shoes - einer Teenagerband aus
Hilterfingen - zu raumgreifendem Getanze angetrieben wird. Das Haus
verwandelt sich umgehend in eine Hüpfburg, der Wohlgeruch in eine
olfaktorische Herausforderung.
Ich trolle mich zu den Alten in the
back, kann aber über die Köpfe der kleinwüchsigen
sich im Wachstum befindenden hinweg, bis auf die red shoes
(Converse All Star) der Red Shoes, alles bestens betrachten.
Es folgen weitere Schülerbands, deren Sänger knapp dem
Stimmbruch entkommen sind. Und weil es ja nicht ein
Schülerbandcontest ist: Ein Rockorchester bestehend aus Menschen
meines Alters.
Auch wenn das Ende der Livemusik, wie wir sie noch aus dem letzten
Jahrtausend kennen, von sentimentalen Musikpaläontologen
lautweinend beklagt wird, spricht die Regionaltonwoche eine andere
Sprache. Es gibt sie nämlich nachwievor, die Rockbands die aus den
Garagen und
Übungsbunkern unsere Plattenbausiedlungen emporsteigen. Die
Nuancen zu früher sind kaum zu erkennen. Weit über neunzig
Prozent der Protagonisten sind männlichen Geschlechts obwohl ich
der sicheren Überzeugung bin, dass im Sing- und Musikunterricht
der
Volksschulen die Mädchen die Ton angeben.
Über die Gründe dieser Unausgewogenheit kann ich nur
spekulieren, vermute aber, dass sie stark mit der Rolle der
Geschlechter im Allgemeinen einhergehen. (Ein Luftgitarrist kann das
schlecht erklären.)
Komischerweise tragen die Gitarristen aus der Kevingeneration Pink
Floyd Hemden zu den Markenturnschuhen. Es scheint, wer in unserer
elektrifizierten Gesellschaft auf einer Livebühne steht, ist sich
mit
jeder Faser seines Daseins bewusst, dass noch während seines
(ersten)
Bühnenauftritts, die ersten iFönfilmchen den Weg ins
weltweite
Netz finden. Gleichgeblieben ist indes die Hoffnung darauf mindestens
so
erfolgreich zu werden wie Guns'n'Roses, Groupies inklusive.
Eltern sind an diesem Anlas leider kaum ausfindig zu machen. Entweder
sind sie zu Hause vor dem Fernseher eingenickt, nutzen die sturmfreie
Bude zur Partnertauscheventlocation oder suchen verzweifelt
ihre, nie getragenen T-Shirt Raritäten, die sie dereinst an einem
Konzert der legendären The Darkside of the Moon Tournee für
viel Geld erstanden haben.
Der Abend wir abgerundet mit Tenderhooks aus Thun. Drei versierte
Lärmlieferanten. Tenderhooks brauchen kein G.I.T, Tenderhooks
pfeifen auf ausgefeilte Melodien, Tenderhooks machen einfach Kickassrocknroll und schreien sich
die Wut aus dem Bauch.
Heute geht's weiter mit einer Delegation der IGMetall, man darf
gespannt sein.
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TTHäbeni
werden von ihrem Schöpfer gehörig missbraucht und verbreiten
Lügen.
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D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r . ç h